Vom Flüchtlingskind aus Ostpreußen zum dienstältesten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs – diese Karriere ist außergewöhnlich. Vor der Politik arbeitete er als Lehrer; eine tiefe Verbundenheit zur Natur prägt seinen Kurs bis heute.
Das Wichtigste im Überblick
- Erster Grünen-Politiker als Regierungschef eines Bundeslandes
- Seit 2011 ununterbrochen im Amt – Rekord in Baden-Württemberg
- Prägung durch katholisches Elternhaus und politische Umbruchzeiten
- Verbindet ökologische Visionen mit pragmatischer Umsetzung
- Privatleben mit überraschenden Hobbys und starken Familienbanden
Einführung in Winfried Kretschmanns Leben
1948 in Spaichingen geboren, wuchs er zwischen hochdeutschem Elternhaus und schwäbischem Umfeld auf. Seine Eltern flohen 1945 aus dem heutigen Polen; der Verlust des älteren Bruders prägte die Familie.
„Diese Erlebnisse lehrten mir, was Heimatverlust wirklich bedeutet.“
Die frühe Erfahrung des Andersseins schärfte sein Gespür für gesellschaftlichen Zusammenhalt – aus dem einstigen Pfarreranwärter wurde ein Brückenbauer zwischen Tradition und Moderne.
| Jahr | Ereignis | Wirkung |
|---|---|---|
| 1945 | Vertreibung der Familie | Prägende Fluchterfahrung |
| 1948 | Geburt in Spaichingen | Neubeginn in Süddeutschland |
| 1950er | Zweisprachige Kindheit | Frühes Integrationsverständnis |
| 1960er | Berufswunsch Geistlicher | Ethische Grundlagenbildung |
Werdegang und politische Anfänge
Vom Internat zur Hochschulbühne
Mit 16 verließ er ein strenges katholisches Internat – ein Befreiungsschlag. An der Universität Hohenheim studierte er Biologie und Chemie, wurde AStA-Vorsitzender und sammelte erste Führungserfahrung.
Radikale Ideen & intellektuelle Befreiung
In den 1970ern sympathisierte er zeitweise mit maoistischen Gruppen – ein Irrtum, wie er später betont. Seine Frau und die Lektüre von Hannah Arendt beeinflussten die Abkehr von radikalen Positionen hin zu reflektiertem Pragmatismus.
| Jahr | Station | Wirkung |
|---|---|---|
| 1970 | Studienbeginn Hohenheim | Wissenschaftliche Grundbildung |
| 1973 | AStA-Vorsitz | Politische Praxis |
| 1975 | Studienabschluss | Start der Lehrerkarriere |
| ab 2011 | Rückblick auf K-Gruppen | Kritische Selbstreflexion |
Aufstieg in der Landespolitik und Ministerpräsidentschaft
Vom Parlamentsneuling zur Landesregierung
1980 zogen die Grünen erstmals in den Landtag ein – ein symbolträchtiger Neustart. Stationen als Abgeordneter und Grundsatzreferent (u. a. bei Joschka Fischer) schärften sein Profil.
2011 folgte der historische Machtwechsel: Am 12. Mai wurde er als erster grüner Ministerpräsident Deutschlands vereidigt.
Koalitionskunst & Machtpoker
Er regierte zunächst mit der SPD, später mit der CDU – ein Markenzeichen konsensorientierter Führung und pragmatischer Politik.
| Jahr | Ereignis | Bedeutung |
|---|---|---|
| 1980 | Einzug in den Landtag | Erste grüne Fraktion |
| 1985–2011 | Oppositionsarbeit | Strategieentwicklung |
| 27. 03. 2011 | Historische Wahl | Machtwechsel |
| 12. 05. 2011 | Amtseinführung | Erster grüner Ministerpräsident |
Politische Philosophie und Werte
Glaube, Zweifel und Konsens
Sein katholisches Erbe versteht er als Prozess, nicht als Dogma: „Glaube muss immer neu erkämpft werden.“ Er setzt auf offene Debatten statt starrer Ideologie.
Freiheit und Verantwortung
In Anlehnung an Hannah Arendt begreift er Politik als Dienst an der Freiheit. Leitidee: „Jeder Mensch ist ein Neuanfang.“
| Einfluss | Quelle | Wirkung |
|---|---|---|
| Katholischer Glaube | Persönliche Spiritualität | Ethische Orientierung |
| Hannah Arendt | Politische Philosophie | Freiheit als Staatsziel |
| Fluchterfahrung | Biografisches Erleben | Empathie für Minderheiten |
Innovation und Führung
Bildung: Einführung und Ausbau der Gemeinschaftsschule als Baustein für Chancengleichheit.
Wirtschaft & Digitales: Frühe Fokussierung auf Industrie 4.0 und ökologische Transformation – Brücken zwischen Hightech und Nachhaltigkeit.
FAQ
Welcher Partei gehört Winfried Kretschmann an?
Er ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und regiert seit 2011 Baden-Württemberg.
Was macht seinen Führungsstil besonders?
Konsenskultur und Pragmatismus: ökologische Ziele mit wirtschaftlicher Stärke verbinden.
Welche Rolle spielte die Universität Hohenheim?
Studium der Biologie und Chemie; das wissenschaftliche Denken prägt seine Umweltpolitik.
Wie gelang der Machtwechsel 2016?
Durch die grün-schwarze Koalition mit der CDU – ein Novum und Zeichen politischer Flexibilität.
Welche Umweltziele verfolgt er?
Klimaneutralität bis 2040 bei gleichzeitiger Technologieoffenheit und Standort-Sicherung.
Warum ist sein Glaube politisch relevant?
Er verbindet christliche Werte mit grüner Politik – Debattenimpulse zwischen Tradition und Moderne.



